Traum – oder teure Spinnerei?

Der Kauf eines Ferienhauses sollte wohlüberlegt sein

Im Urlaub darf man schon mal ein bisschen träumen: Wie schön wäre es, nicht nur eine Bleibe für zwei, drei Wochen zu buchen, sondern ein eigenes Ferienhaus am Meer oder in den Bergen zu besitzen, das ständig verfügbar ist? Die Familie könnte immer dorthin fahren, wenn sie eine Auszeit braucht. Und in der Zwischenzeit ließe sich das Häuschen an andere Urlauber vermieten. Möglich ist das. In vielen Urlaubsregionen entstehen neue Ferienhäuser und -wohnungen, manche davon werden auch zum Verkauf angeboten. Auch Bestandsimmobilien kommen auf den Markt. Wer mit einem Kauf liebäugelt, sollte einige wichtige Punkte ganz nüchtern betrachten. 

Antizyklisch belegen ist wirtschaftlicher

„Völlig spontan kauft wohl niemand ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung“, sagt Julia Wagner vom Eigentümerschutzverband Haus & Grund Deutschland. „Allein schon, weil es seine Zeit braucht, die Finanzierung auf die Beine zu stellen und den Kauf notariell abwickeln zu lassen.“ Interessenten sollten mindestens diese Frist nutzen, um sich vor Ort ein Bild über die Rahmenbedingungen zu machen. Zuerst muss die Frage geklärt werden: Was will ich mit dem Ferienhaus? Wer soll es nutzen? Wie viele Wochen im Jahr kann die Familie dort verbringen? Soll es in der Zwischenzeit leer stehen? Soll es an Feriengäste vermietet werden? „Die Kombination von Eigennutzung und Vermietung macht in der Regel am meisten Sinn“, meint Göran Holst, Vorsitzender des Deutschen Ferienhausverbandes. Allerdings müsse man sich dessen bewusst sein, dass Ferienhausvermietung ein Geschäft ist, für das private Interessen auch mal hinten angestellt werden. „Wer immer in der Hauptsaison im Juli am Meer selbst in seinem Haus Urlaub macht, blockiert es und verzichtet auf wichtige Einnahmen.“ Wie bei jedem Immobilienkauf spielen auch beim Erwerb einer Ferienimmobilie klassische Faktoren wie Lage, Anbindung, Infrastruktur und Größe eine Rolle. „Allerdings ist der Kauf einer Ferienimmobilie komplexer als ein Wohnungskauf“, so Holst. Schon bei der Lage könne man sich vertun. „Wenn es um die Rendite geht, denkt mancher, je teurer und exklusiver Haus und Lage sind, des- to besser. Aber das stimmt nicht unbedingt“, weiß er aus Erfahrung. „Häuser auf Fehmarn, die relativ günstig erworben und vermietet werden können, bringen beispielsweise oft eine höhere Rendite als teure Ferienimmobilien auf Sylt.“ Er rät, bei den regionalen Tourismusbüros nachzufragen, wie die Lage auf dem jeweiligen Immobilienmarkt ist. Außerdem kann man dort auch erfahren, ob eine Vermietung an Feriengäste in der Kommune erlaubt ist. Es kann nämlich sein, dass ein Vermietungs- oder Zweckentfremdungsverbot vorliegt, informiert das Finanzportal Biallo.de. Auch ein Blick in den Bebauungsplan der Kommune könne Aufschluss geben. Ist das Gebiet, in dem die Immobilie liegt, als reines Wohngebiet ausgewiesen, seien Ferienimmobilien nur in Ausnahmefällen erlaubt.

Zahlung nur nach Baufortschritt

Außerdem gilt: „Ist die gewünschte Wohnung oder das Haus Teil einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG), kann es sein, dass Miteigentümer der Nutzung als Ferienobjekt zustimmen müssen“, sagt Wagner. Ein Blick in die Teilungserklärung kann darüber Aufschluss geben. Vorsicht ist geboten, wenn das angepriesene Ferienobjekt noch nicht fertig gebaut ist. Dann besteht das Risiko, dass das Projekt verspätet fertiggestellt wird oder sogar scheitert. „Keinesfalls sollte man Geld vorschießen, sondern erst nach Baufortschritt zahlen“, so Wagner. Befindet sich die Ferienimmobilie nicht nah am Heimatort, muss auch geklärt werden, wer sich bei Abwesenheit der Eigentümer darum kümmert. Ist eine Vermietung geplant, muss das Objekt auf jeden Fall bei jedem Belegungswechsel gereinigt werden. Das Durchforsten von örtlichen Annoncen oder auch der Ferienhausverband können helfen, Verwaltungs- und Reinigungsfirmen am jeweiligen Ort zu finden. Die zusätzlichen Kosten für die Reinigung und Verwaltung sollten entsprechend einkalkuliert werden. „Wenn man den Ferienhauskauf wirtschaftlich kalkuliert, kann es eine durchaus lohnende Investition sein“, meint Holst. „Zwar sind Banken bei der Finanzierung zurückhaltender als bei Wohnimmobilien und verlangen meist ein höheres Eigenkapital.“ Dennoch gelte: „An einem guten Standort und mit einem vernünftigen Management lässt sich mit einer Ferienimmobilie eine attraktive Rendite erzielen.“ dpa