Schimmel im Steildach

Experten raten zur sensiblen Prüfung der Baukonstruktion

Vor allem im Norden Deutschlands sind sie üblich: Steildächer mit einer Neigung von über 30 Grad. Im Süden ist eher das Flachdach in der Mehrzahl, mit einer Neigung von zehn bis 20 Grad. Grund für den regionalen Unterschied ist vor allem das unterschiedliche Wetter: Ein Steildach bietet starken Windböen weniger Angriffsfläche, zudem leitet es Wasser dank der Schwerkraft schneller über die geneigte Dachfläche in Richtung der außenliegenden Dachrinnen ab. Einen gravierenden Nachteil haben Steildächer allerdings, darauf macht der Verband Privater Bauherren (VPB) aufmerksam. Aufgrund deren Konstruktion mit einer hohen Außenfläche und einem größeren Abstand zur beheizten Innenfläche als beim Flachdach, neigen diese Form der Dächer zu Schimmel- oder Pilzbefall, schlimmstenfalls sogar zum Hausschwamm.

Luft in der Dachkonstruktion

Oft sind solche Schäden die Folge einer unzureichenden Luftdichtheit von gedämmten Holzkonstruktionen. Deshalb sollten Bauherren auf deren sorgfältiger und luftundurchlässiger Ausführung ein besonderes Augenmerk legen, empfiehlt der VPB. Wie diese Konstruktion zu einer Schwachstelle werden kann, die möglicherweise teure Schäden nach sich zieht, erklärt der Bausachverständige Marc Ellinger: „Eine sorgfältig geplante und ausgeführte Luftdichtheitsebene sorgt dafür, dass im Winter die warme, feuchte Luft nicht in den gedämmten Holzaufbau eindringen kann. So bleiben Dämmung wie auch Dachstuhl trocken. Doch schon ein kleiner Defekt in dieser Luftdichtheitsebene kann diesen Effekt zunichtemachen.“ Nach und nach strömte in einem solchen Fall warme, feuchtebeladene Luft über Fehlstellen der Luftdichtheitsebene in die Dachkonstruktion. „Dort kühlt sie runter und gibt die entstehende Feuchte ab, die wiederum im Bauteilaufbau kondensiert“, erklärt Ellinger. Mit einer schwerwiegenden Folge: Die Dämmung wird nach und nach durchfeuchtet. „Es ist wie mit einem winzigen Loch in einem Fahrradschlauch“, so der Experte. „Man hat nicht sofort einen Platten und kann noch eine Weile fahren. Doch irgendwann ist Schluss.“ Eine Undichtigkeit im Dach rächt sich freilich mit kostspieligeren Konsequenzen. Zum einen geht die energie- und kostensparende Dämmwirkung in den durchfeuchteten Bereichen verloren. Zum anderen führt der verstärkte Wärmeabfluss zu sinkenden Innenoberflächentemperaturen in den angrenzenden Innenräumen, sodass sich auf der Raumseite des Dachs Schimmelpilz bildet. Darüber hinaus kann es zu einem Befall der tragenden Holzkonstruktion mit holzzerstörenden Pilzen kommen. In beiden Fällen wird es für Bauherren teuer. Vermeiden lässt sich dieses Szenario laut VPB nur, wenn für die Wärmedämm- sowie die Luftdichtheitsebene Baustoffe in guter Qualität verwendet werden und die Verarbeitung handwerklich sorgfältig erfolgt. Für den Laien unter den Bauherren empfiehlt sich für Prüfungen dieser Art ein unabhängiger Sachverständiger.

Christoph Kastenbauer