„Bauen mit Holz ist nicht teuer“

Im Gespräch mit Johannes Schwörer

Holz gilt als Baustoff der Zukunft, dennoch bleiben Fragen. Im Vergleich zu Beton gilt es als relativ teuer, zudem ist die Versorgung aus heimischer Forstwirtschaft bei einem möglichen Hochschnellen der Produktion längst nicht sicher. Johannes Schwörer, Präsident des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie, versucht im Interview einen Ausblick.

Herr Schwörer, Holz gilt unter den Baustoffen noch als relativ teuer. Wie kann Holz in Zukunft noch wettbewerbsfähiger werden?

Das Bauen mit Holz ist nicht per se teuer. Im Gegenteil. Der gestiegene und weiter steigende Anteil von Fertighäusern aus Holz am Markt für Eigenheime zeigt: Das Bauen mit Holz überzeugt immer mehr Verbraucher, auch in Krisenzeiten am Bau. So erhöhte sich der Fertigbauanteil bei den Ein- und Zweifamilienhäusern zuletzt auf mehr als 24 Prozent. Viel Nachholbedarf haben wir bei den Mehrfamilienhäusern in Holzbauweise. Hier brauchen wir politisch-regulatorische Verbesserungen, gerade auch in vielen Bundesländern, damit das Bauen mit Holz faire Wettbewerbsbedingungen bekommt.

Die gesamte Bauwirtschaft ist aktuell in der Krise. Wie stark ist der Holzbau betroffen?

Der baunahe Bereich der Holzindustrie blickt angesichts der Konjunkturindikatoren sorgenvoll in die Zukunft, ebenso wie die Sägeindustrie und der Holzfertigbau. Der Rückgang der Baugenehmigungszahlen spricht leider eine deutliche Sprache. Die Bundesregierung ist unter anderem aufgerufen, die Mittel für den klimafreundlichen Neubau aufzustocken. Und die Bundesländer, das Baurecht zu vereinfachen.

Sind in Zukunft vermehrt Serien- und Großproduktionen im Holzbau denkbar?

Schon heute nutzen Architekten und Unternehmen, Städte und Kommunen die Vorteile von Holz als Baustoff auch beim seriellen Bauen. Mehr als 5000 mehrgeschossige Gebäude in Holzbauweise in den letzten acht Jahren zeigen das. Das reicht aber nicht. Die meisten der mehrgeschossigen Holzbauten wurden bislang über Einzelfallgenehmigungen realisiert. Das ist zu bürokratisch. Die Ausnahme muss die Regel werden. Dafür brauchen wir politische Unterstützung. Beispielsweise ist die sehr materialeffiziente Holzrahmenbauweise derzeit für die Gebäudeklasse fünf für mehrstöckige Gebäude nicht zugelassen. Dabei eignet sich diese Bauweise gerade auch für Aufstockungen und Nachverdichtungen in Städten.

Welche technischen Entwicklungen sind in Zukunft beim Holzbau möglich?

Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Wohnkomfort sind die Megatrends für die Bau- und Wohnungswirtschaft. Hier sieht sich der Holzbau bestens aufgestellt. Verbesserungen sind aber weiter möglich. So wollen wir künftig noch deutlich mehr Holzbau-Komponenten fit für eine Wiederverwertung machen. Außerdem wollen wir neben den klassischen Nadelhölzern wie Fichte künftig weitere Holzarten verstärkt auch beim Bauen nutzen. Denn unsere Wälder werden künftig einen größeren Baumarten-Mix haben. Hier benötigen wir entsprechende Zulassungen, damit sich Innovationen auch am Markt durchsetzen können.

Das Interview führte Christoph Kastenbauer